28.06.2015
Nach meinem 7. Platz im Zeitfahren stand ich heute beim Profistraßenrennen über 204 km am Start.
Es galt einen 26,5 km langen Rundkurs 8-mal zu bewältigen.
Die Schwierigkeit dieser Runde kam gleich nach dem Start.
Zunächst ging es über 7 km nur leicht steigend bergan. Die letzten 2 km
wurden dann etwas steiler.
Der 2. Teil der Runde führte dann über eine Abfahrt und einen leicht abfallenden Abschnitt zurück zum Ziel.
Von Beginn an fuhr ich sehr aufmerksam und konzentriert.
Stets zeigte ich mich im Bilde der Dinge und sprang einige Male mit, wenn es gefährlich wurde.
Ich musste allerdings bis Rennhälfte warten bis das Tempo ernsthaft verschärft wurde und eine erste Vorselektion stattfand.
Im weiteren Verlauf gestaltete sich der Anstieg im Stile eines Ausscheidungsverfahrens, sodass das Feld immer kleiner wurde.
In der letzten Runde nach der Bergwertung blieben nur noch 8 Fahrer an der Spitze übrig. Ich war mit dabei.
Leider konnten in der Abfahrt wieder einige Fahrer aufschließen und die ersten taktischen Spielchen begannen.
Die Fahrer vom Team Bora - in der Überzahl - machten das geschickt und attackierten unerlässlich.
Das Ausscheidungsverfahren hatte sich in ein Pokerspiel gewandelt. Ich wollte meine Karten nicht zu früh auf den Tisch legen um eine späte Attacke zu starten. Diese Taktik ging leider nicht auf und 8 Fahrer konnten sich lösen.
Ich versuchte es zwar noch einmal, etwa 400 m vor dem Ziel, die anderen klebten jedoch an meinem Hinterrad.
Einmal in der Offensive blieb mir nichts anderes übrig als durchzuziehen.
Somit eröffnete ich meinen Sprint also bereits schon 350 m vor dem Ziel
und wurde aber noch von 2 Fahrern überholt. Ich schrammte somit knapp an der Top 10 vorbei und wurde 11.
Ich fahre nun mit gemischten Gefühlen nach Hause, da ich auf der einen Seite ein sehr starkes Rennen abgeliefert hatte und gezeigt wo mein Platz für die Zukunft ist, auf der anderen Seite wäre heute aber auch mehr drin gewesen ...
27.06.2015
Im hessischen Bensheim werden dieses Wochenende die Deutschen Meisterschaften ausgefochten.
Los ging es heute mit dem Einzelzeitfahren.
Auf dem Menu stand ein Tellerflacher Rundkurs über 15 km der 2 Mal zu befahren war.
Ich bin ohne jegliche spezielle Zeitfahrvorbereitung angereist, sondern kam vielmehr direkt aus der schwierigen (Berg-) Rundfahrt Tour du Pays de Savoie.
Ich bin also im Vorfeld fast gar nicht auf meiner Zeitfahrmaschine unterwegs gewesen und war somit nicht perfekt an meine aerodynamische Position gewöhnt.
Das war natürlich ein klarer Nachteil gegenüber den reinen Spezialisten.
Nichtsdestotrotz habe ich im Moment eine tolle Form und wollte mich auch so vorne zeigen.
Ich fand schnell einen guten Rhythmus, den ich gegen Ende nochmals steigern konnte.
Bereits in der ersten Runde konnte ich den Fahrer der 1 Minute vor mir gestartet war ein- und überholen.
In der 2. Runde saugte ich mich dann auch nach und nach an den 2 Minuten vor mir gestarteten Fahrer heran, konnte diesen aber nicht mehr ganz einholen.
Am Ende bedeutete das Rang 7 für mich, was durchaus ein solides Ergebnis darstellt.
Ich hatte zwar etwa 1:21 Minuten Rückstand auf den Sieger Lennard Kämna, was aber keine Schande ist, da er als amtierender Juniorenweltmeister definitiv auch zu den Spezialisten zählt.
Ich bin mit dieser Top 10-Platzierung also durchaus zufrieden und schaue nun schon auf Sonntag zum Straßenrennen der Radprofis.
23.06.2015
Dieses Wochenende wurde ich kurzfristig noch für die Tour du Pays Savoie eingeschrieben.
Bei diesem Rennen handelt es sich um eine Rundfahrt über 4 Tage und 5 Etappen.
Das Profil kam mir dabei alles andere als entgegen, da ich eigentlich kein Bergfahrer bin.
Ich ging also mit dem Gedanken an den Start, Erfahrungen zu sammeln und um zu sehen wo ich im Vergleich zu den reinen Kletterern bin.
Die erste Etappe war vielleicht die, die mir am meisten entgegen kam, daher wollte ich unbedingt in der ersten Gruppe sein, da diese eine große Chance hatte durchzukommen.
Gesagt, getan; nach 15 km war ich mit 11 weiteren Fahrern auf der Flucht.
Unterwegs sammelte ich bei den Sprintwertungen noch einige Bonussekunden um dann in der Abfahrt 20 km vor dem Ziel zu attackieren.
Sofort konnte ich ein Loch reissen, wurde aber am Ende der Gegensteigung nur 5 km später wieder eingeholt.
Ich versuchte es noch einige weitere Male, konnte mich aber nicht entscheidend absetzen und kam im Sprint der Gruppe als 5. ins Ziel.
Auf Grund der Boni war ich vorübergehend 3. in der Gesamtwertung und bester Nachwuchsfahrer.
Außerdem hatte ich das Kombinationstrikot.
Am 2. Tag gingen wir mit dem ganzen Team in die Offensive und rissen das Feld in einer Abfahrt auseinander.
14 Fahrer waren noch übrig geblieben, darunter 5 von uns.
In dem anschließenden Tal in Richtung Annecy unterlief mir ein richtig blöder Fehler, der mich am Ende des Tages das gelbe Trikot kostete.
Ich lies mich in der Gruppe zurückfallen um die anderen Fahrer anzuhalten mitzuführen. Ein Fahrer wollte unser Spiel aber nicht mitspielen und ließ mir ein Loch, dass mich den Anschluss kostete.
Ich fiel also zurück ins Feld und war richtig sauer auf mich selbst.
Im nächsten Anstieg ging dann aber richtig die Post ab und das Feld explodierte komplett.
Ich, geladen voller Adrenalin, biss mich am Hinterrad der besten Kletterer fest und fuhr mit Ihnen über die Bergwertung.
Wir kamen zwar nicht mehr nach vorne, konnten den Schaden aber in Grenzen halten und ich kletterte auf den 2. Gesamtrang.
Am 3. Tag stand eine auf dem Papier nicht allzu schwere Etappe über 120 km und am Nachmittag noch ein richtig anspruchvolles Einzelzeitfahren über 8,3 km auf dem Program.
Anstatt Körner für das Zeitfahren zu sparen, wurde am Morgen bereits aufs ganze gegangen.
Es ging mit Vollgas los und wurde nie wirklich langsamer. Daher explodierte das Feld auch auf dieser Etappe.
Ich war wieder vorne mit dabei und attackierte sogar im letzten Anstieg, wurde aber 1,5 km vor der Bergwertung wieder gestellt.
Vor dem Zeitfahren war ich also immer noch auf dem 2. Gesamtrang.
Ich gab also alles auf einem Kurs der nicht unbedingt zu meinem Vorteil war.
Zunächst ging es über 2 leicht abfallende Kilometer, bevor es dann 4,5 km auf einen Pass hochging um dann die letzten 2 Kilometer mit einer Abfahrt wieder zurück zum Ziel zu fahren.
Als Tages - 6. mit nur 4 Sekunden Rückstand auf das Podium verlor ich nur einen Platz in der Gesamtwertung und war noch immer 3. der Rundfahrt!!
Die letzte Etappe war aber so schwer, dass es nicht einfach werden sollte mein Podium zu verteidigen.
Gleich die ersten 9 km ging es bergan und sofort waren die Fahrer überall verteilt.
Ich fühlte mich richtig gut und fuhr ohne Probleme mit den Leadern mit.
Auch im 2. Anstieg hatte ich keinerlei Probleme.
Erst im Finale als die richtigen Pässe anstanden, merkte ich das es schwierig werden könnte meinen Platz zu verteidigen.die ersten 10 km blieb ich noch mit dabei, konnte dann in der Abfahrt sogar noch mit 4 weiteren Fahrern einen kleinen Vorsprung herausfahren, bevor es dann in den alles entscheidenden letzten Aufstieg ging.
Von Beginn an ging es Vollgas los und ich schnallte mich einfach nur fest und versuchte nicht abzureissen.
Die Bergfahrer, die in der Abfahrt etwas Zeit auf uns verloren hatten brachten diesen Umstand schnell wieder in Ordnung und schlossen zu uns auf.
Ich musste nach 10 Minuten mit Puls 185 dann aber doch reissen lassen und brach total ein.
Immer mehr Fahrer schlossen von hinten auf und fuhren an mir vorbei.
15 Minuten lang ging es mir do schlecht, dass ich gar nicht Fuß fassen konnte.
Glücklicherweise erholte ich mich dann aber doch noch mal und ich konnte gegen Ende des Anstiegs wieder Fahrt aufnehmen und den Schaden begrenzen.
Ich bin in diesen 4 Tagen jeden Tag über meine Grenzen gegangen und habe wirklich alles aus mir heraus geholt. Auch wenn am Ende 1 Minute zum Podium gefehlt hat und ich auf den 7.Gesamtrang abgerutscht bin, kann ich mit meinem Wochenende mehr als zufrieden sein!!
Ich habe gezeigt, dass ich auch auf extrem schwierigem Profil vorne reinfahren kann. Dieses Rennen sollte mir vor allem dazu dienen um Erfahrungen zu sammeln und das habe ich mehr als getan.
Jetzt stehen erstmal 2 ruhige Tage auf dem Program bis es dann mit der Deutschen Zeitfahrmeisterschaft am Freitag und der Deutschen Profimeisterschaft am Sonntag weitergeht.
14.06.2015
Nach meiner kurzen Pause stand ich dieses Wochenende beim nächsten Lauf des Coupe de France, der Tour d'Eure et Loire in der Nähe von Chartres am Start.
Freitag Abend ging es los mit einem kurzen Prolog über 4,1 km.
Leider reichte es hier nicht für eine Spitzenplatzierung und ich kam mit 10 Sekunden Rückstand auf den 24. Platz.
Diese Distanz war mir einfach zu kurz und ich kam nicht richtig in Schwung...
Am Samstag ging es dann gleich mit 2 Etappen weiter, was einen langen und stressigen Tag versprach.
Bereits um 6 h30 saß ich am Frühstückstisch und schaufelte mir einige Nudeln rein um den Tank für den Tag schon mal voll zu machen.
Um 9 h30 fiel dann auch schon der Startschuss für die erste Halbetappe über 88 wellige Kilometer.
Das Rennen war extrem nervös und mit einem Schnitt von 45 km/h auch ziemlich schnell.
Während des gesamten Rennens konnte sich aber niemand wirklich absetzen, sodass alles auf einen Massensprint herauslief.
Wir versuchten uns hier schon zu organisieren und ich sollte dann den Sprint für uns fahren.
Dies klappte auch ziemlich gut, bis 1 km vor dem Ziel als mein letzter Anfahrer die ersten beiden verlor und wir eingeklemmt wurden.
Es gab also kein Ergebnis für mich, mein Teamkollege machte aber noch das Beste aus der Situation und wurde 4.
Am Nachmittag machten wir es dann besser:
Nach einer kurzen Autofahrt zum Startort der Nachmittagsetappe und einem leichten Mittagessen starteten wir um 15 h schon wieder zu weiteren 100 km!
Hier fuhren wir von Anfang an geschlossen als Team und traten souverän auf. Auch im Finale ließen wir uns nicht von den anderen Teams beirren und blieben fest zusammen.
Vor der letzten Kurve übernahmen wir dann die Spitze und diesmal war es an mir meinen Teamkollegen den Sprint vorzubereiten, da er mit den Bonussekunden die im Ziel verteilt wurden auf das Podium in der Gesamtwertung klettern konnte.
Ich beschleunigte also voll aus der Kurve heraus und er trat dann bei der 200 m Marke an und wurde 2.
Ich sicherte mir dahinter noch den 7. Platz und die beiden anderen Anfahrer wurden noch 14.und 19.
Ein perfektes Ergebnis, dass unsere Anstrengungen des Tages auch gerecht belohnt!!
Am heutigen Sonntag durften wir dann noch ein letztes Mal ran.
172 km galt es heute noch zu absolvieren.
Auch hier traten wir wieder geschlossen als Team auf und lancierten unseren Kapitän bereits nach
40 km für den ersten Bonussprint.
Im weiteren Verlauf der Etappe passierte nicht wirklich viel, da die Mannschaft des
Gesamtführenden das Feld kontrollierte und ein gleichmäßiges Tempo anschlug um die Ausreißergruppe an der langen Leine zu halten.
Ich fühlte mich auf dieser Etappe sehr gut, stellte mich aber in den Dienst der Mannschaft, da mit einer erneuten Podiumsplatzierung bzw. einem Sieg meines Teamkollegen dieser die Gesamtwertung gewinnen würde.
Also bereitete ich ihm auch hier wieder den Sprint vor und fuhr von der Kilometermarke bis 300 m vor dem Ziel.
Leider hatte er aber nicht mehr die Beine und es reichte "nur" zu einem 12. Platz.
Im Nachhinein hätten wir beide vielleicht die Rollen tauschen sollen und er mir den Sprint anfahren sollen... allerdings ist der Sieg in der Gesamtwertung von höherer Bedeutung wie ein Tagessieg;
Von demher war es teamintern die richtige Intention.
Trotz allem gehen wir zufrieden aus diesem Wochenende heraus.
Das Team hat einen großartigen Zusammenhalt bewiesen, mit dem wir uns Respekt von den anderen Teams erkauft haben.