16.08.2015
Nach dem langen Tag gestern war ich heute zwar doch ziemlich müde, wollte aber nicht einfach im Feld darauf warten im Finale abgehängt zu werden und ging daher früh in die Offensive.
Einmal in der Gruppe sparte ich Kräfte wo es nur ging, da auch die anderen nicht voll aufs Gas drückten...
Als wir dann zum ersten Mal über die Mauer von Geraardsbergen fuhren ging das Tempo deutlich nach oben und 3 Fahrer konnten sich absetzen.
Ich selbst fuhr als 6. über die Kuppe. Es war mir unmöglich das Tempo, dass sie anschlugen mitzugehen.
Hinter den 3 Spitzenfahrern lief die Gruppe wieder zusammen und wir fuhren voll weiter, der Abstand nach vorne wuchs aber immer weiter an.
Meine Aufgabe war nun, darauf zu warten, dass Jan von hinten nach vorne kam um ihm noch ein letztes Mal zu helfen bevor ich dann locker zu Ende fahren konnte.
Allerdings kam und kam er nicht von hinten und ich musste bis zur letzten Runde etwa 20 km vor dem Ziel warten, bis wir dann schließlich vom Feld geschluckt wurden.
Ich fuhr ihn noch mal nach vorne, bevor ich am letzten Anstieg 5 km vor dem Ziel schließlich abgehängt wurde.
Alles in allem ein guter Abschluss dieser Rundfahrt für mich.
Ich bin zuvor noch nie ein so langes Etappenrennen gefahren und bin froh, dass ich auch nach 7 Tagen noch etwas im Rennen bewirken kann.
Um ganz vorne rein zu fahren fehlen mir noch einige Watt, aber ich bin zuversichtlich, dass ich die in Zukunft noch dazugewinnen werde ;)
Auch an Erfahrung bin ich um einiges reicher und ich werde mich bestimmt oft noch an diesen, meinen ersten World Tour Einsatz erinnern.
Vielen Dank, dass ihr mein Tagebuch über die Woche verfolgt habt. Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt :p
Bis bald
Euer Nico
15.08.2015
Nachdem wir gestern ein "kleines Amstel" fuhren, stand heute Lüttich-Bastogne-Lüttich auf dem Menu.
Wie bereits gestern, versuchte ich erneut in die Gruppe zu gehen.
Am Ende war es dann aber (leider) Turgot, der uns in dieser Gruppe vertrat und im Finale dann als Relais-Station für Jan diente.
Gezwungener Maßen verbrachte ich den Tag also wieder im Feld mit Flaschen holen oder beschützte Jan.
Unter beschützen kann man sich hier vorstellen, dass ich im Prinzip nie von seiner Seite wich. Wollte er nach vorne, fuhr ich ihn nach vorne.
Wollte er einem natürlichen Bedürfnis nachgehen, hielt ich mit ihm an und wartete auf ihn um ihn wieder ins Feld zurückzubringen.
Als es dann auf die erste Zieldurchfahrt zuging wurden alle richtig nervös und jeder wollte vorne in dem Anstieg reinfahren.
Mir selbst gelang das nicht so gut und ich verlor im letzten Kilometer vor dem Anstieg Position um Position.
Im Anstieg selbst überholte ich zwar noch recht viele Fahrer und schloss zahlreiche Lücken nur am Ende fehlten leider noch 10-20 Meter um mit der ersten Gruppe über die Kuppe zu fahren...
Also wurde ich wieder vom Grupetto eingeholt und rollte noch die letzten 60 km mit den anderen abgehängten Fahrern ins Ziel.
Morgen ist dann die letzte Etappe auf den flämischen Straßen, wo ich hoffe, dass dort dann wieder etwas mehr von mir zu sehen ist ;)
Bis morgen
Euer Nico
14.08.2015
Heute wollte ich eigentlich wieder in die Gruppe gehen.
Allerdings wollten das auch noch viele andere. Daher entstand regelrechter Krieg für eine Stunde lang und wir hatten fast einen 50er Schnitt in der ersten Rennstunde.
40 Minuten sprang ich eifrig mit, musste dann aber aufhören weil ich langsam ans Limit kam und das Profil deutlich welliger wurde.
Als dann endlich 2 Fahrer fahren gelassen wurden, konnte ich mich etwas erholen.
Sofort fuhr ich wieder nach vorne um Jan zu helfen.
Eine Zeit lang fuhr ich also an der Spitze und hielt ihn aus dem Wind um vorne in die Anstiege reinzufahren oder sorgte für Getränkenachschub.
Als wir dann auf dem Rundkurs ankamen hatte ich meinen Job erledigt.
Die erste Runde fuhr ich noch im Feld mit, bevor ich dann abgehangen wurde und im Grupetto das Rennen beendet habe.
Ich hoffe für morgen auf besseres Wetter und erneut gute Beine um vielleicht nochmals etwas zu versuchen.
Bis Morgen
Euer Nico
13.08.2015
In der U23 kam ich bei den Zeitfahren immer noch ganz gut durch und war doch mehr oder weniger vorne mit dabei.
Hier allerdings ging ich von vornerein ohne allzu große Erwartungen an den Start.
Der Tag begann für mich um 8 Uhr morgens mit einem leichten Frühstück. Im Anschluss schwang ich mich für 50 Minuten locker auf mein Rad; zurück ins Hotel, duschen und Abfahrt zur
Streckenbesichtigung.
Dann wartete ich entspannt im Bus auf meinen Start mit Musik auf meinen Ohren.
Eine halbe Stunde vor meiner Startzeit begab ich mich auf die Rolle.
Mein Warmfahrprogramm fiel dabei angesichts der 3 vorangehenden Etappen nicht so hart aus. Es wäre sinnlos noch eine weitere große Belastung oben drauf zu packen, sodass ich lediglich 20 Minuten mit
3 Minuten an der Schwelle fuhr.
Ich versuchte mir mein Zeitfahren gut einzuteilen und hatte auch nicht das Gefühl zu schnell losgefahren zu sein, aber als ich aus der Rückenwindpassage noch mit Vorsprung auf den Bestplatzierten aus
unserem Team herauskam, wurde ich im 2. Teil der Strecke regelrecht vom Winde verweht.
Im Gegenwind brachte ich die Kurbel einfach nicht mehr herum und verlor richtig viel Zeit.
Die richtig guten Zeitfahrer lassen hier den Gang einfach stehen und drücken mit schierer Kraft einfach weiter.
Diese Power, die man mit der Zeit und mit den Rennen bekommt, fehlt mir im Moment einfach noch.
Mein Ergebnis ist für mich daher nicht enttäuschend, auch wenn ich weit von der Spitze entfernt war.
Nach dem Zeitfahren schwang ich mich dann nochmals für ein kurzes Cool-down auf die Rolle, bevor ich meine Speicher mit etwas Reis und einem Obstsalat wieder aufgefüllt habe.
Jetzt sind wir wieder auf dem Weg ins nächste Hotel, bevor dann ab morgen die Rundfahrt in die entscheidende Phase geht.
Bis morgen
Euer Nico
12.08.2015
Für die heutige Etappe hatte ich überlegt mich erneut in eine Spitzengruppe zu
begeben.
Da dann aber wieder nur 3 Mann davonfuhren verwarf ich diesen Plan direkt wieder.
Also sparte ich wieder einmal den ganzen Tag über fleißig Körner und führte das ein oder andere Gespräch im
Feld.
Als es dann auf den finalen Rundkurs zuging begab ich mich etwas weiter nach vorne um Jan Bakelants aus dem Wind
und eventuellen Stürzen heraus zu halten.
In der letzten Runde versuchte ich dann noch einmal nach vorne zu fahren um in der Sprintvorbereitung zu
helfen.
Aber irgendwie verloren wir uns im Durcheinander auf halbem Weg und ich kam zwar bis zu unserem Sprinter nach
vorne, allerdings war dann aber kein Teamkollege mehr an meinem Hinterrad, der dann weiter hätte machen können.
Leider bin ich durch die Zeitbonifikationen jetzt aus der Top 10 rausgerutscht und liege jetzt noch auf dem 12.
Platz, wodurch ich morgen eine späte Startzeit im Einzelzeitfahren haben müsste.
Ob mir die wirklich einen Vorteil bringen wird, werden wir morgen sehen, da das Standgas der Profis ein ganz
anderes ist als ich es bisher kenne.
In diesem Sinne bis Morgen
Euer Nico
11.08.2015
Nach meinem langen Tag gestern an der Spitze, verbrachte ich den heutigen Tag entspannt im Feld.
Im Nachhinein war ich froh es gestern und nicht heute versucht zu haben, denn zu zweit 160km im Wind zu fahren ist nicht gerade eine angenehme Sache ;)
Demnach versuchte ich Kräfte zu sparen und die anderen zu beobachten um zu lernen.
Während 2 Mann von Sky vorne das Tempo übernahmen versteckten sich die Leader weiter hinten im Feld. So auch ich über weite Teile des Rennens.
Nach 140 ruhigen Kilometern wurde es im Finale aber dann doch deutlich nervöser und hektischer.
Teamintern war vereinbart worden das wir Sebastian Turgot in der letzten Runde nach vorne bringen sollten. Das gelang uns soweit zwar, den echten Sprinterteams hatten wir aber natürlich nichts
entgegenzusetzen...
Ich für meinen Teil war von der Geschwindigkeit im Finale ordentlich beeindruckt.
Bei den Amateuren wird noch unkontrolliert vom Start bis zum Ziel ständig attackiert. Bei den Profis jedoch wird am Anfang eine Gruppe fahren gelassen, dann ein gleichmäßiges Tempo angeschlagen und
zu Finale hin nochmals angezogen.
Mein Motor ist diesen für mich neuen Ablauf noch nicht gewöhnt und hat während der Etappe in den Ruhemodus geschalten und diesen dann im Finale nur schwerfällig wieder verlassen.
Gleichzeitig tat ich mich doch etwas schwer im Finale mit zu boxen um meine Position zu behaupten und fuhr doch eher auf Sicherheit...
Glücklicherweise ist der Transfer zum Hotel heute nicht so lang wie gestern und wir sind schnell wieder in der Unterkunft.
Jetzt lass ich den Tag noch mit einer Massage ausklingen um morgen wieder Topfit zu sein...
Bis morgen
Euer Nico
10.08.2015
Während dieser Rundfahrt habe ich es mir zum Ziel gesetzt mindestens einmal in eine Ausreissergruppe zu gehen. Daher wollte ich es auch gleich schon am ersten Tag probieren.
Ehrlich gesagt war das dann auch gar nicht so schwer. Wer in die Gruppe wollte attackiert einfach bei km 0 und Zack die Gruppe steht.
Mir war gleich von Anfang an klar, dass wir nicht durchkommen würden, da Sibi sich an die Spitze des Feldes setzte und selektierte, wer fahren durfte und dahinter dann das Loch aufgehen lies.
Bei den Amateuren kann man noch, wenn man Druck hat, das Loch mit schierer Kraft aufreißen. Bei den Pros entscheidet jedoch das Peloton wer, wie weit und wann fahren gelassen wird.
Egal wie schnell wir vorne fuhren, das Feld kontrollierte den Abstand lange Zeit konstant auf 4:30-5 Minuten.
Als es dann auf die Live-Übertragung und die Bonifikationssprints zu ging kam das Feld dann gefährlich nahe. Wir dachten schon, dass unsere Flucht schon vor dem goldenen Kilometer (3 sprints mit
jeweils 3/2/1 Sekunden auf 1km verteilt) zu Ende sei.
Dann hielten wir aber nochmal gut dagegen und ich konnte mir 5 Bonussekunden sichern, womit ich über mein heutiges Ziel in die Gruppe zugehen hinausschoss und vorläufig den 5. Platz in der
Gesamtwertung einnehme.
Alles in Allem ein gelungener Einstieg auf World Tour Niveau für mich.
Bis morgen
Euer Nico
09.08.2015
Für mein erstes World Tour Rennen bin ich heute morgen mit dem Flieger in Lyon aufgebrochen.
Nach einem kurzen Flug landete ich in Amsterdam wo ich von einem Teamauto abgeholt wurde.
Bereits hier merkte ich, dass alles viel größer ist als bei den Amateuren.
Lauter Teamfahrzeuge von allen möglichen Teams warteten vor dem Flughafen auf ihre Fahrer...
Als wir dann endlich im Hotel ankamen war es schon ziemlich spät und mit blieb nur eine halbe Stunde auf der Rolle bevor wir auch schon los zur Teampräsentation mussten.
Hier fuhren wir ähnlich wie bei der Tour de France auf kleinen Booten durch die engen Kanäle.
Die Atmosphäre war einfach fantastisch und absolut mit gar nichts zu vergleichen was ich bisher gesehen habe!
Zurück im Hotel ging es dann noch zur Massage und dann ab zum Essen.
Nach dem Essen erwartete mich dann noch ein Abgesandter der UCI für einen Bluttest.
Somit erfüllte ich die Voraussetzung 3 Einträge in meinem Blutpass zu haben, bevor ich mein erstes World Tour Rennen in Angriff nehmen darf.
Ich kann es schon kaum erwarten morgen endlich loszulegen und mein bestes zu geben um das Team zu unterstützen und zu sehen wo ich denn im Vergleich zu der aktuellen Weltspitze stehe.
Bis morgen und gute Nacht
Euer Nico
05.08.2015